Diagnostik und Behandlung der Beckenverwringung – Kurzfassung
Zusammenfassung
Unsere Belastbarkeit hängt von den Lasten ab, die wir bewusst oder unbewusst mit uns tragen. Überschreiten wir eine bestimmte Grenze, beginnen unser Körper und unsere Psyche zu dekompensieren. Unser autonomes Nervensystem kann sich nicht mehr entspannen und regulieren. Wir spüren das an einer zunehmenden Anspannung, Versteifung und Erschöpfung sowie zunehmend eingeschränkter Belastbarkeit und verschiedenen Beschwerden, insbesondere auch im unteren Rücken.
Im folgenden können Sie lernen,
ihre Grenzüberschreitung an einer Verwringung ihres Beckens zu erkennen,
innere und äußere Ursachen ihrer Belastung und ihrer Beschwerden zu erkennen
und diese soweit wie möglich zu entlasten.
1. Befunde und Auswirkungen
Eine Beckenverwringung (BV) bedeutet eine Verdrehung der beiden Beckenhälften gegeneinander. Meist ist das linke Darmbein nach vorne verdreht, verbunden mit einer Verspannung des linken Hüftbeugers ( Iliopsoas, emotionaler Stress, rechte Hirnhälfte) und das rechte Darmbein nach hinten mit einer Verspannung der rechten Hüftanspreizer (Adduktoren, mentaler oder physischer Stress, linke Hemisphäre) sowie des Rückenstreckers (Quadratus lumborum, physischer und psychischer Stress) .
In der Regel ist dies verbunden mit einer leichten Verwringung des ganzen Körpers.
Die korkenzieherartige Verwringung der Wirbelsäule, oft mit funktioneller Beinlängendifferenz können Auswirkungen haben auf alle von der Wirbelsäule aus versorgten Organe und Regionen.
- Die orthopädischen Symptome können reichen von Kopf- und Nackenschmerzen mit Schwindel, Sehstörungen, Tinnitus, Schulter- und Armschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Beklemmungsgefühl im Brustkorb, Ober- oder Unterbauchbeschwerden bis zu akuten und chronischen Rücken-,Becken- und Beinschmerzen.
- Der typische Anlaufschmerz im Rücken morgens oder nach längerem Sitzen verliert sich oft mit einer verbesserten Durchblutung der verkrampften Muskulatur durch Bewegung und Wärme. Der Belastungsschmerz nimmt meist bei Fehlhaltung vor allem langem Sitzen oder Stehen und häufigem Bücken sowie schwerem Heben zu.
- Kinder haben oft weniger orthopädische als mentale Beschwerden und entwickeln erst ab der Pubertät Rücken- und Kopfschmerzen.
Physiologie der Bv
Die kurzfristige Verwringung des Beckens im Sinne einer Angriffs- oder Verteidigungsposition trug in unserer Vorgeschichte dazu bei, dass wir bei einer plötzlichen Gefahr schnell reagieren konnten.
Wenn sich nach der körperlichen Hochleistung mit Verbrauch der Stresshormone Körper und Psyche entspannten, entspannt sich in der Regel auch wieder das Becken.
Verbleiben die Stresshormone weil entweder die sportliche Betätigung nach einer Stresssituation und/oder eine ausreichende Entspannung fehlen, bleibt auch die Verwringung des Beckens.
Die Bv beginnt in der Regel als asymmetrische, rein muskulofasziale Verspannung, die wir mit den ersten Integrationstechniken in wenigen Minuten auflösen können. Wir spüren uns danch irgendwie frischer, entspannter und freundlicher.
Überfordern wir uns stattdessen weiter, reichen schon kleine falsche Bewegungen und unsere Gelenke, insbesondere die ISG können blockieren.
Kleine Unpässlichkeiten können uns und damit unserer Umgebung die Laune verderben oder unsere körperlichen Unpässlichkeiten aktivieten.
All dies, zusammen mit Schmerzen und zunehmender Leistungseinbrüche aktiviert dann als zusätzlicher und zunehmender Stressfaktor unsere Stressspirale Die Dekompensation unseres autonomen Nervensystems (ANS) und unseres Bewegungsapparats mit seiner Fehlhaltung werden chronisch.
Stressspirale:
Übermãssiger Stress—Überforderung ANS-
—Regulationsstörung mit fixiertem Leistungs-, Angriffs-, Verteidigungsmodus ( Sympathikus) und geschwächtem Entspannungs- und Regenerationsmodus (Vagus) -.
Weitere, mögliche Auswirkungen der Regulationsstörung des ANS
Der anhaltende Stresszustand und zunehmende Erschöpfungszustand unseres ANS sowie unseres, damit eng gekoppelten Fasziensystems ( FS) hat aber nicht nur Folgen für den Bewegungsapparat.
Auch die Funktion aller anderen Organe, des Immunsystems und der Psyche können darunter leiden. Wir merken dies oft auch an einer Vielzahl vegetativer Beschwerden wie zunehmender Leistungsschwäche, Schlafstörungen, Lustlosigkeit und Abnahme der Libido.
Stressursachen
Sie wissen bereits, dass schwache Muskulatur, verkürzte oder verdickte Sehnen, Fehlhaltungen oder Überlastungen ihre Belastbarkeit herabsetzen können und Sie wissen, was Sie dafür tun können.
Möglicherweise wissen Sie auch, dass körperliche Traumata oder Folgen von Krankheiten oder Operationen unseren Körper als können Störherd belasten können.
Aber wiseen Sie auch, dass unverarbeitete, emotionale Überlastungen und Traumata, unsere eigenen, wie auch die von anderen, uns nahestehenden Menschen in unserem energetischen Feld gespeichert sein können und als Störfeld die Funktion unseres ANS und FS behindern können.
Untersuchen-Testen-Behandeln
Die Untersuchung zeigt einen verkürzten Hüftbeuger meist links sowie eine eingeschränkte Hüftabspreizung meist rechts.
Mit dem Integralen Stresstest lassen sich innere und äußere Stressursachen erkennen.
Mit den Integrationstechniken kann das ANS entlastet und können Bv und damit verbundene Irritationen aufgelöst werden. Sie können selbstverständlich auch ohne vorheriges Testen nach Stress sowie auch prophylaktisch angewandt werden.
Für die Behandlung der Folgeschäden der Beckenverwringung am Bewegungsapparat werden
ortho-bionomische Übungen gezeigt, um chronische Verkürzungen und Verspannungen im Fasziennetz nach und nach aufzulösen und akute Gelenkblockaden möglichst direkt zu lösen.
Eine vereinfachte Anleitung zur Unterstützung Ihrer Selbstbehandlung können Sie auf diesem Video ansehen.
2. Untersuchung der Beckenverwringung
- Hüftbeuger (Iliopsoas): Ziehen Sie im Liegen nacheinander beide Knie an die Brust.Eine Verkürzung zeigt sich durch Anheben des gestreckten Beines (meist links, im Foto rechts), wenn das gegenseitige Knie zur Brust gezogen wird.
- Hüftanspreizer (Adduktoren): Stellen Sie im Liegen bei gebeugten Hüften und Knien beide Füße auf und lassen Sie nacheinander beide Knie nach außen fallen. Mit einer Hand halten Sie dabei die gegenseitige Beckenschaufel fest.
Auf der Seite der verkürzten Adduktoren (meist rechts) ist die Abspreizung der gebeugten Hüfte vermindert.
3. Der Integrale Stresstest
Nabel- und Stressreflex: Bei Berührung des Nabels, des vorderen Halses, einer störenden Narbe oder eines störenden Gelenkes oder Organes löst sich in der Regel direkt die Beckenverwringung auf.
Ist dies nicht der Fall, liegt meist ein übergeordnetes, energetisches Störfeld vor.
Unser Körper hat unverarbeitete Emotionen, Traumata oder andere Überlastungen in seinem Energiefeld gespeichert.
Aurareflex: Die Entlastung des Störfeldes über dem blockierten Nabel oder Störherd mit der Auraintegration führt in 1-2 Minuten zu einer vorübergehenden Beckenentspannung.
Anschliessend funktionieren Nabel- und Stressreflex und damit auch ANS und FS wieder normal.
Löst sich die Bv bei Berührung von Schlüsselzonen, wie dem Atlas, dem Steißbein und der ISG Region, dem Kiefer oder der Augen, weist dies auf eine ursächliche Beziehung zum Stresszustand. (Stressreflex).
Durchführung des Test
Fremdkörper:
- Schmuck: Legen Sie ggf.Schmuck, ggf.Ohrringe, immer ein Nabelpiercing ! ab und kontrollieren Sie das Becken.
- Zahnschienen: Testen Sie Ihre Aufbiss-Schiene am besten erst zu Beginn und dann noch Mal zu Abschluss Ihrer Selbst- Behandlung im Hinblick auf das Becken.
Häufige Störherde und Belastungszonen:
Berühren Sie nacheinander die folgenden Regionen und testen Sie jedes Mal das Becken.
- Vorderer Hals: Mandel-narben, Schilddrüse, Vagus
- Flanke: Nebennieren, Nieren, Sonnengeflecht, Vagusgeflecht im Oberbauch, Sonnengeflecht, Zwerchfell, Bauch- und Rückenfaszien, Quadratus lumborum, 12. Rippe ISG.
- Narben: Vergessen Sie nicht Weisheitszähne oder Nasenscheidewand, Dammschnittnarbe und tiefe Narben. Letztere werden durch Verlagerung der Aufmerksamkeit getestet.
- Augen stören regelmäßig nach Überlastungen oder nach Operationen
- Schlüsselgelenke: Kiefergelenke, Kopfgelenke mit dem Atlas, ISG, Steißbein, Fußwurzelgelenke.
Energetische Störfelder:
- Nabelregion
- Hals/Herzregion
- Narben
- Damm/Steissbein
- Vegetative Nervengeflechte/Chakren
Verbleibende Abspreizhemmung:
- Isg–Irritation (siehe Kreuzbeinintegration)
- Schambeinfugen-Irritation (siehe Kreuzbeinintegration)
- Hüftarthrose
4.Behandlung
Die Nabel- und Halsintegration und am besten auch die Auraentlastung im Hals- sowie Bauchbereich sollte täglich und bei viel Stress oder entsprechenden Beschwerden auch mehrfach täglich angewandt werden.
Bei Narben reicht meist eine wiederholte, anfängliche Behandlung sowie eine erneute Behandlung bei Reakktivierung durch übermäßigem Stress.
1.Nabelintegration
Die Aufgabe der Nabelhand
Eine Hand liegt entspannt auf dem Bauch und schiebt mit dem Mittelfinger im Nabel den Nabel ganz sanft, ein ganz klein wenig, in die Richtung mit dem geringsten Widerstand, die auch am angenehmsten ist und einen tiefen Atemzug erzeugt.
Die Aufgabe der zweiten Hand
Vorderer Halsgriff
Flankengriff
Die Handfläche liegt hinten auf dem tiefen Lendenmuskel (Quadratus lumborum) und der großen Rückenfaszie sowie den Nieren und Nebennieren zwischen Rippen und Becken, besonders wenn sich die Nierenregion kalt anfühlt und kälteempfindlich ist.
2.Narbenintegration:
Störende Narben werden sehr sanft mit den Fingerspitzen in die angenehme Richtung berührt.
Auch tiefe Narben, wie nach Mandelop. oder Dammriss oder im Bauchfell nach Blinddarmop. oder die tiefe Längsnarbe nach Kaiserschnittt können durch längeres Auflegen der zweiten Hand mit Verlagerung der Aufmerksamkeit in die Tiefe auf diese Weise entstört werden
3.Auraentlastung:
Störfeld Hals- und Bauch
Empfinden Sie ihre Hand auf dem Hals, dem Nabel oder einer Narbe als unangenehm oder führt der Stresstest nicht zu einer Entspannung der Bv liegt wahrscheinlich ein Störfeld vor.
Halten Sie dann beide Hände im Stehen oder Liegen erst vor dem Bauch und dann vor dem Hals weit auseinander gespreizt als wollten Sie eine große Wolke ( ihre Stresswolke) umfassen.
Im Liegen bleiben Sie genau außerhalb der Grenze, an der sich eine etwas unangenehme Atmosphäre aufbaut und die Arme schwer werden.
Im Stehen oder Sitzen bleiben Sie an der Grenze, wo sich die Luft etwas dichter anfühlt.
Warten Sie, bis sich ihre Stresswolke auflöst und beobachten Sie dabei ev.freiwerdende Emotionen und körperliche Entspannungsreaktionen, wie vertiefte Atmung und muskuläre Entspannung.
Übermäßiges Stress- oder Traumafeld
Das Ausmaß sowie die Wertigkeit ihres Stressfeldes korrelieren mit dessen Größe
und die Entlastung ihres Trauma- oder Störfeldes funktioniert nur an dessen Grenze.
Bleibt eine Entspannungsreaktion aus, haben Sie entweder kein Störfeld oder es ist größer als die Länge ihrer Arme.
Partnerübung
Am besten kann Ihnen dann ein Partner helfen. Sie oder er kommt mit der auf Hals oder Bauch ausgerichteten, flachen Hand aus einem großen bzw.sehr großenm Abstand langsam auf Sie zu.
Genau an der Grenze, in der Sie diese Hand soeben wahrnehmen, öffnet die/der PartnerIn ihr Störfeld, indem sie/er sich und den Arm nach aussen dreht.
Zusammen mit der abfließenden Spannung lösen sich entweder direkt oder nach und nach auch die dafür verantwortlichen unterdrückten Emotionen.
Selbstbehandlung
Stellen Sie sich vor, wie ihre flache Hand aus einem sehr großen Abstand auf Sie zukommt. In dem Abstand, in dem sie unangenehm wird, öffnen Sie in ihrer Vorstellung ihre mental, verlängerten Arme.
Störfeld Narben
- Selbstbehandlung: die leicht schräg gehaltene zweite Hand verweilt in größerem Abstand über einer Spannungszone, zum Beispiel einer Narbe oder einer Schmerzregion bis die Spannung nachlässt
- Partnerbehandlung: Je nach Traumatisierung kann der das Störfeld größer sein, als ihre Armlänge. Ist ein Partner vorhanden, nähert sie/er die Hand der Narbe bis Sie diese wahrnehmen und hält sie dann etwas schräg, bis sich die Spannung entleert hat.
Nehmen Sie sich genügend Zeit und Raum für ev. frei werdende Emotionen. - Störfeld tiefe Narben: Diese können Sie durch Konzentration ihrer Finger in die Tiefe unter Beobachtung ihres Beckens testen. Entspannt sich das Becken bei mentalem Kontakt mit der Narbe, liegt ein Störfeld vor. Schieben Sie dann ihre Narbe in ihrer Vorstellung in die angenehme Richtung und entspannen Sie mit der anderen Hand ihren Nabel.
4. Vorgehensweise
Bei den ersten Behandlungen ist es wichtig, alle Stressursachen des ANS zu finden und zu entlasten. Nach jedem Behandlungsschritt entspannt sich das Becken solange immer wieder vorübergehend bis das ANS wieder regulationsfähig ist und das Becken entspannt bleibt.
Ansonsten kann es über einer Aktivierung nicht behandelter Störherde zu einer Verstärkung oder nur kurzen Besserung der Beschwerden führen.
Bei den späteren Behandlungen im Alltag reichen meist die Auraentlastung, die Nabel-Halsintegration und der Flankengriff.
Wichtig ist die regelmäßige, tägliche Anwendung, am besten schon prophylaktisch.
5. Schmerzzonenintegration
Nachdem das Becken anhaltend entspannt ist, kann in Verbindung mit dem Nabel noch eine Schmerzbehandlung durchgeführt werden. Die zweite Hand legt sich dazu auf eine Spannungs- oder Schmerzregion.
Je nach Region können dabei auch
- Gelenke in die angenehme Richtung gehalten werden
- Muskeln leicht massiert werden oder
- druckschmerzhafte Verhärtungen oder muskuläre Triggerpunkte lange und fest punktuell gedrückt werdeb.
5. Behandlung der Beckengelenke
- Behandlung der Schambeinfuge: Das höher stehende Schambein wird noch ein wenig höher geschoben und/oder die Beckenhälften werden gegeneinander in die weiche oder freie Richtung
verdreht, die auch einen Druckschmerz über der Fuge vermindert. - Behandlung der ISG: Die Entlastung der ISG gehört zu jeder Behandlung der Bv.
Sie erfolgt ebenfalls ortho-bionomisch in die freie Richtung, die auch den Druckschmerz über dem ISG vermindert. Die nach vorne gedrehte Beckenschaufel auf der Seite des verkürzten Hüftbeugers wird in Seit- oder Bauchlage ein wenig nach vorn geschoben. Die nach hinten gedrehte Beckenschaufel auf Seite der verkürzten Adduktoren wird nach hinten geschoben, bzw. in Bauchlage etwas angehoben.
Das Kreuzbein wird nach unten oder oben sowie ggf. links oder rechts in die angenehme Richtung geschoben, ggf. mit gleichzeitigem Druck auf das Steißbein.Lesen Sie dazu die Ausführungen unt Kreuzbeinintegration.
Videos dazu finden Sie auf YouTube u.a.hier :
Aktivierung der Selbstregulation des Vagusnerven