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Atlasblockaden

Atlasblockaden und deren Selbstbehandlung

Atlasintegration:
Mit der Atlasintegrationstechnik können Sie oder Ihre Therapeuten die Hinterhauptsregion selbstständig entlasten.

Anatomie und Physiologie
Der Atlas ist unser oberster Halswirbel und die knöcherne Verbindung der Wirbelsäule mit dem Schädel. Zusammen mit dem Axis bildet der Atlas die Kopfgelenke.
Diese sind über die Muskel-Faszien-Verbindungen anatomisch und funktionell mit dem ganzen Körper, nach unten bis zu den Füßen, nach oben bis zu den Augen, dem Ohr und dem Kiefer verbunden.
Mit der harten Hirnhaut in der Wirbelsäule besteht darüberhinaus innerhalb der Wirbelsäule eine Verbindung mit Kreuz- und Steißbein.
Fehlstellungen der Kopfgelenke können traumatisch, auch schon bei der Entbindung, oder auf Grund von asymmetrischen Verspannungen der Kiefer- oder Rumpfmuskulatur, speziell auch des Beckens entstehen.
Insbesondere Beckenverwringungen und Beinlängendifferenzen führen automatisch zu einer Atlasfehlstellung, da der Körper versucht den Blick immer horizontal einzustellen. Bei der häufigsten Form der Beckenverwringung mit Rotation des ganzen Körpers nach rechts liegt entsprechend eine Verschiebung des Atlas nach links vor, es sei denn eine Irritation im BWS-Bereich unterbricht die myofasziale Verbindung.  Aber auch eine Atlasblockade kann eine Beckenverwringung verursachen. In jedem Fall sollte   der gesamte Faszienapparat des Körpers sowie das übergeordnete vegetative Nervensystem und dessen potentielle Störherde in die Behandlung mit einbezogen werden.
Auch Fehlstellungen, Asymmetrien, Verspannungen und Blockaden im Bereich der Fuß- und übrigen Beingelenke, des Rumpfes und des Kopfes, insbesondere auch des Kiefers oder eine unterschiedliche Sehkraft der Augen können Fehlstellungen und Verspannungen im Bereich der Kopfgelenke mit entsprechenden Auswirkungen auf allen psychosomatischen Ebenen bewirken.
So kann die Atlasfehlstellung auch auf Grund eines Druckes auf den, vor dem Atlas verlaufenden, wichtigsten Nerven des parasympathischen Nervensystems, den Vagusnerven zu einer anhaltenden Fixierung im Sympathikotonus, oder Stressmodus führen, mit entsprechenden Auswirkungen auf das gesamte Fasziensystem, auf das autonome oder vegetative Nervensystem und damit auch auf das Immunsystem und die Selbstheilungs- und Regulationskräfte (siehe bei Stress).

Selbstbehandlung
1. Entlastung einer Beckenverwringung:
Zur Entlastung der Beckenregion führen Sie zunächst die unter Beckenverwringung und Kreuzbeinintegration beschriebenen Techniken durch (siehe bei Beckenverwringung und Integrationstechniken).

2. Lösung von Wirbelblockaden der oberen Brustwirbelsäule:
„Blockaden“ bzw. Irritationen der Wirbelgelenke zeigen sich durch eine druckschmerzhafte Verhärtung in der Rinne neben der Mittellinie, also neben den Dornfortsätzen der Wirbel.
Zur orthobionomischen Entlastung von Blockaden der oberen BWS wird die gegenseitige Schulter zum jeweiligen Verspannungspunkt neben der Wirbelsäule angehoben, bis sich dieser auflöst.

Die Behandlung der HWS oder Halswirbelsäule erfolgt anschließend in Rückenlage.
Zur Lagerung wird der Nacken zunächst auf ein Kissen gelegt und in Richtung der druckschmerzhaften Behandlungsseite geneigt. Während die Hand seitlich am Nacken liegt und die Fingerspitzen die Schmerzzone berühren, wird mit dem Zeige- oder Mittelfinger der anderen Hand den Nabel ganz sanft in die angenehmste und weichste Richtung geschoben.
Für einen verbliebenen punktuellen Schmerz wird der Nacken so weit geneigt bis sich der Druckschmerz deutlich vermindert. In dieser Position wird dann ein leichter Druck mit der anderen Hand von oben auf den Kopf ausgeübt und gehalten bis sich die druckschmerzhafte Verspannung über dem „blockierten“ Wirbel ganz auflöst.

Kiefer-Mandelnentlastung
Bei Druckschmerz im Bereich des Kiefergelenkes wird der Unterkiefer sanft seitlich in die Richtung verschoben, in der sich der Druckschmerz auflöst. Mit dem Handballen wird der Unterkiefer sanft in dieser Position gehalten, während die Fingerspitzen den oberen Nacken berühren, der Handteller von außen über der Mandelregion liegt und die andere Hand mit dem Zeige- oder Mittelfinger den Nabel ganz sanft in die angenehmste und weichste Richtung schiebt. Auf der Gegenseite wird diese Position nur gehalten, ohne den Unterkiefer zu verschieben.

Entlastung der vorderen Muskel-Faszien-Verbindungen
Zur Entspannung des Kopfnickermuskels verstärken Sie die Beugung des Kopfes durch ein sehr hohes Kissen und schieben nacheinander beide Ohren durch Druck von oben auf den Kopf leicht zum Brustbein. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand kontrollieren Sie dabei die Entspannung des Kopfnickeransatzes am inneren Schlüsselbeinrand.

Entlastung der hinteren Muskel-Faszien-Verbindungen und der Kopfgelenke
Zur Lösung von verbliebenen Blockaden und Verspannungen der oberen Halswirbelsäule wird der Nacken in Rückenlage, je nach Befinden gestreckt oder leicht überstreckt gelagert und soweit in Richtung eines druckschmerzhaften Gelenkes oder Muskels geneigt und gedreht, bis sich der Druckschmerz auflöst.
In dieser Position wird der Hinterkopf mit der anderen Hand durch „glatt streichen“ der Stirnfalten nach oben vom Scheitel aus sanft nach hinten in Richtung Rumpf gedreht.
Eine Entspannung der Kopfgelenke kann auch durch sanftes seitliches Verschieben oder durch beidseitiges sanftes Halten des Querfortsatzes des ersten Wirbelkörpers (=Atlas) in der Grube unter dem Ohr mit dem Mittelfinger erfolgen.

Zur gezielten Behandlung einer Wirbelblockade mit dem Nabelreflex kann die Energie auch mit einem Finger direkt auf die druckschmerzhafte Verquellung neben dem blockierten Wirbelgelenk fokussiert werden.

Bei Schwindel, Tinnitus und Kopfschmerzen ist vor allem die Entspannung des insbesondere auch des zweiten Halswirbels sowie des Kopfnickers wichtig.

Die Augenmuskeln sind mit den Hinterhauptsmuskeln koordiniert. Für eine Entspannung der Augenmuskeln bzw. der Hinterhauptsmuskeln über die Augen können beide Handballen sanft auf den Augapfel gelegt und die Augen ganz sanft gemeinsam in die angenehme Richtung geschoben werden.

Nachbehandlung
Für die Dehnung der hinteren Nackenmuskulatur ziehen Sie Ihren Kopf mit beiden Händen bei abgespreiztem Ellenbogen nach vorn. Den seitlichen Nacken dehnen Sie durch zur Seite und nach vorn ziehen des Kopfes bei nach hinten gestreckten Armen und Handgelenken der Gegenseite. Für die Kräftigung des Nackens drücken Sie den Kopf bei aufrechter Position nach einander gegen den eigenen Widerstand der eigen Hände in alle vier Richtungen und mit dem Kinn zur Seite.

 

Entlastung der Schlüsselzone der vorderen Muskel-Faszienverbindung, des Kopfnickers, am inneren Schlüsselbeinrand

Entlastung des Ansatzes der hinteren Muskel-Faszienverbindung mit gleichzeitiger Positionierung des Atlas bei Fingerkontakt am Atlasquerfortsatz hinter dem Ohr und leichter Überstreckung des Nackens