+49 176 227 697 57 khalil@dr-kermani.de

Atlasintegration und obere Wirbelsäule

Selbst-Behandlung des Atlas sowie der Hals- und oberen Brustwirbel und Rippen

Anatomie und Physiologie
Der Atlas ist unser oberster Halswirbel und die knöcherne Verbindung der Wirbelsäule mit dem Schädel. Zusammen mit dem Axis bildet der Atlas die Kopfgelenke.
Diese sind über die Muskel-Faszien-Verbindungen anatomisch und funktionell mit dem ganzen Körper, nach unten bis zu den Füßen, nach oben bis zu den Augen, dem Ohr und dem Kiefer verbunden.
Mit der harten Hirnhaut in der Wirbelsäule besteht darüberhinaus innerhalb der Wirbelsäule eine Verbindung mit Kreuz- und Steißbein.
Fehlstellungen der Kopfgelenke können traumatisch, auch schon bei der Entbindung, oder auf Grund von asymmetrischen Verspannungen der Kiefer- oder Rumpfmuskulatur, speziell auch des Beckens entstehen.
Insbesondere Beckenverwringungen und Beinlängendifferenzen führen automatisch zu einer Atlasfehlstellung, da der Körper versucht den Blick immer horizontal einzustellen. Bei der häufigsten Form der Beckenverwringung mit Rotation des ganzen Körpers nach rechts liegt entsprechend eine Verschiebung des Atlas nach links vor, es sei denn eine Irritation im oberen BWS-Bereich rechts an der 2.-4. Rippe unterbricht die myofasziale Verbindung. 

In jedem Fall sollte der gesamte Faszienapparat des Körpers sowie das übergeordnete vegetative Nervensystem und dessen potentielle Störherde in die Behandlung mit einbezogen werden.
Auch Fehlstellungen, Asymmetrien, Verspannungen und Blockaden im Bereich der Fuß- und übrigen Beingelenke, des Rumpfes und des Kopfes, insbesondere auch des Kiefers oder eine unterschiedliche Sehkraft der Augen können Fehlstellungen und Verspannungen im Bereich der Kopfgelenke mit entsprechenden Auswirkungen auf allen psychosomatischen Ebenen bewirken.
So kann die Atlasfehlstellung auch auf Grund eines Druckes auf den, vor dem Atlas verlaufenden, wichtigsten Nerven des parasympathischen Nervensystems, den Vagusnerven zu einer anhaltenden Fixierung im Sympathikotonus, oder Stressmodus führen, mit entsprechenden Auswirkungen auf das gesamte Fasziensystem, auf das autonome oder vegetative Nervensystem und damit auch auf das Immunsystem und die Selbstheilungs- und Regulationskräfte (siehe bei Stress).
Ob die Atlasblockade verantwortlich ist für den Stressmodus mit einer Beckenverwringung können Sie über den Integralen Stresstest erkennen: Die Berührung des Atlas mit der unter den oberen Nacken gelegten Hand löst dann die Beckenverwringung auf.

Selbstbehandlung
1. Entlastung einer Beckenverwringung:
Zur Entlastung der Beckenregion führen Sie zunächst die unter Beckenverwringung und Kreuzbeinintegration beschriebenen Techniken durch (siehe bei Beckenverwringung und Integrationstechniken).

obere Brustwirbelsäule und Rippen:

„Blockaden“ bzw. Irritationen der Wirbelgelenke zeigen sich durch eine druckschmerzhafte Verhärtung in der Rinne neben der Mittellinie, also neben den Dornfortsätzen der Wirbel.
Zur orthobionomischen Entlastung von Blockaden der oberen BWS wird die gegenseitige Schulter zum jeweiligen Verspannungspunkt neben der Wirbelsäule angehoben, bis sich dieser auflöst.
Zur Untersuchung und Entlastung der Rippen drücken Sie zunächst auf die Rippenansätze neben dem Brustbein. Nehmen Sie den am meisten schmerzenden Punkt, hier meist die 4. Rippe rechts, etwas oberhalb der Brustwarze. Dann sucht der Partner mit seiner anderen Hand den Ursprung dieser Rippe neben der Wirbelsäule. Dieser ist meist auch druckschmerzhaft. Den richtigen Punkt erkennen Sie daran, dass vorne der Druckschmerz direkt. verschwindet. Bleiben Sie solange in der Position, bis auch hinten der anfangs ev. zunehmende Druckschmerz sich auflöst. Dann suchen Sie mit ihrem Tastfinger hinten das Nachbargelenk der Rippe am Wirbelquerfortsatz. Es liegt etwa 3 cm weiter aussen. Bei Vorliegen eines Druckschmerzes, halten oder drücken Sie auch dieses eine Weile.
Eine Blockade der 4. Rippe links ist übrigens oft verantwortlich für Herzrhythmusstörungen, bis hin zum Vorhofflimmern sowie für Blutdruckschwankungen.
Die darüber liegenden Rippen sind oft verantwortlich für Schulter- , Arm- und Kopfschmerzen.

Halswirbelsäule

Die Behandlung der HWS oder Halswirbelsäule erfolgt anschließend in Rückenlage.
Zur Behandlung der mittleren und unteren HWS-Gelenke Lagerung wird der Nacken zunächst auf ein Kissen gelegt und in Richtung der druckschmerzhaften Behandlungsseite geneigt.
Während die Hand seitlich am Nacken liegt und die Fingerspitzen die Schmerzzone berühren, wird mit dem Zeige- oder Mittelfinger der anderen Hand den Nabel ganz sanft in die angenehmste und weichste Richtung geschoben.

Zur Lösung von Blockaden und Verspannungen der oberen Halswirbelsäule wird der Nacken leicht überstreckt gelagert und soweit in Richtung eines druckschmerzhaften Gelenkes oder Muskels geneigt und gedreht, bis sich der Druckschmerz auflöst.
Zur Entlastung des Atlas suchen Sie den druckschmerzhaften Querfortsatz in hinter einem etwas prominentem Knochen, unten hiter dem Ohr. In dieser Position wird der Hinterkopf mit der anderen Hand durch „glatt streichen“ der Stirnfalten nach oben vom Scheitel aus sanft nach hinten in Richtung des Tastfingers gedreht.
Eine Entspannung der Kopfgelenke kann auch durch durch beidseitiges, sanftes Halten des Querfortsatzes des ersten Wirbelkörpers (=Atlas) in der Grube unter dem Ohr mit dem Mittelfinger erfolgen.

Für die Behandlung der oberen und des Atlas wird der Nacken so weit nach hinten geneigt bis sich der Druckschmerz seitlich am Wirbelgelnk bzw. beim Atlas am Querfortsatz unten, hinter dem Ohr deutlich vermindert. In dieser Position wird dann ein leichter Druck mit der anderen Hand von oben auf den Kopf in Richtung des Hinterkopfes ausgeübt und gehalten bis sich die druckschmerzhafte Verspannung über dem „blockierten“ Wirbel ganz auflöst. Die Bewegungsrichtung und Druckstärke entspricht einem glatt streichen der Stirnfalten.
Bei Schwindel, Tinnitus und Kopfschmerzen ist vor allem auch die Entspannung des zweiten Halswirbels sowie des Kopfnickers ( siehe unten ) wichtig.

Kiefer-Halsentlastung
Bei Druckschmerz im Bereich des Kiefergelenkes wird der Unterkiefer sanft seitlich in die Richtung verschoben, in der sich der Druckschmerz auflöst. Mit dem Handballen wird der Unterkiefer sanft in dieser Position gehalten, während die Fingerspitzen den oberen Nacken berühren, der Handteller von außen über der Mandelregion liegt und die andere Hand mit dem Zeige- oder Mittelfinger den Nabel ganz sanft in die angenehmste und weichste Richtung schiebt. Auf der Gegenseite wird diese Position nur gehalten, ohne den Unterkiefer zu verschieben. Empfinden Sie ihre Hand am Hals als unangenehm, entlasten Sie zunächst die Aura von Hals und Herz durch weit nach aussen gehaltene Arme, als wollten Sie einen großen Ball umarmen. Im Qi Gong heisst diese Position “ der Baum”. Diese Position sollten Sie auch regelmäßig zur Entlastung von Stress einnehmen.

Entlastung der vorderen Muskel-Faszien-Verbindungen
Zur Entspannung des Kopfnickermuskels verstärken Sie die Beugung des Kopfes durch ein sehr hohes Kissen und schieben nacheinander beide Ohren durch Druck von oben auf den Kopf leicht zum Brustbein. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand kontrollieren Sie dabei die Entspannung des Kopfnickeransatzes am inneren Schlüsselbeinrand. Bei Bedarf können Sie zusätzlich das Brustbein mit der Handkante in die angenehme Richtung schieben. Verschiebungen der Aura des Brustbeins können Sie durch Vorstellung einer Verschiebung des Brustbeins in die leichter vorstellbare Richtung lösen. Insbesondere bei alten psychischen oder traumatischen Belastungen kann die Position der Aura des Brustbeins von der Anatomie abweichen und dadurch ein Therapiehindernis darstellen.

Entlastung der hinteren Muskel-Faszien-Verbindungen und der Kopfgelenke

Die Augenmuskeln sind mit den Hinterhauptsmuskeln koordiniert. Für eine Entspannung der Augenmuskeln bzw. der Hinterhauptsmuskeln über die Augen können beide Handballen sanft auf den Augapfel gelegt und die Augen ganz sanft gemeinsam in die angenehme Richtung geschoben werden.

Nachbehandlung
Für die Dehnung der hinteren Nackenmuskulatur ziehen Sie Ihren Kopf mit beiden Händen bei abgespreiztem Ellenbogen nach vorn. Den seitlichen Nacken dehnen Sie durch zur Seite und nach vorn ziehen des Kopfes bei nach hinten gestreckten Armen und Handgelenken der Gegenseite. Für die Kräftigung des Nackens drücken Sie den Kopf bei aufrechter Position nach einander gegen den eigenen Widerstand der eigen Hände in alle vier Richtungen und mit dem Kinn zur Seite.

 

Entlastung der Schlüsselzone der vorderen Muskel-Faszienverbindung, des Kopfnickers, am inneren Schlüsselbeinrand

Entlastung des Ansatzes der hinteren Muskel-Faszienverbindung mit gleichzeitiger Positionierung des Atlas bei Fingerkontakt am Atlasquerfortsatz hinter dem Ohr und leichter Überstreckung des Nackens